kwasi=wissen

«kwasi» = Wissen

Verz. Nr.: AL0172

Wortherkunft: Ur-Alaju

Wortstamm: Wahrscheinlich zusammengesetzt aus *ku- (in Erfahrung bringen) und siri (Kopf). > In etwa: Im Kopf spüren

Bedeutung: kwasi ist ein Alaju-Wort aus der Nienetwiler Kultur. Wissen, so die Bedeutung des Wortes, meint jedoch nicht etwa eine feste Grösse, also etwas Unveränderliches. Wissen ist kein Zustand, sondern ein Prozess bzw. eine Momentaufnahme, die es immer wieder zu ergründen und zu hinterfragen gilt.

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Baut man ein altes Haus um, so eignet sich das Wort kwasi ganz ausgezeichnet dazu, den Prozess der Erkenntnis zu beschreiben bzw. einen darauf vorzubereiten, dass Wissen eben nur so lange gilt, bis es widerlegt ist. Die einzuberechnende Wahrscheinlichkeit einer Widerlegung oder Veränderung dieses Wissens hängt dabei von anderem Wissen –Erfahrung beim Umbau, handwerkliches Wissen oder Materialkunde etc. – ab.

Betrachten wir ohne jede Vorkenntnis eine Wand, so können wir, ohne diese zu untersuchen, kaum etwas über ihre Eigenschaften aussagen. Trennt sie nur ab oder stützt sie auch? Ist es eine Innen- oder eine Aussenwand? Ist sie isoliert? Woraus besteht sie? Wie ist der Zustand der Wand?

Wir müssen also unser Wissen erweitern und forschen. Nehmen wir weiter an, wir sind zu zweit in dem Raum. Du gehst zur linken Seite der Wand, ich zur rechten.

Du sagst: «Das ist eine weisse Wand.»

Ich sehe unter einem gelösten Zipfel Tapete grüne Farbe. Sie ist vielleicht jetzt weiss, aber sie war grün. Du zupfst selber an der Tapete und siehst darunter blaue Farbe. «Du hast unrecht», sagst du, «die Wand war blau!»

Gemeinsam reissen wir die Tapete von der Wand und entdecken, dass die Wand tatsächlich grün-weiss-blau bemalt war.

So könnte das weitergehen, bis wir bis zum letzten Atom dieser Wand fast alles herausgefunden haben. Fast, weil ein Teil nicht herausgefunden werden kann. Nämlich die Geschichte der Wand. Wir wissen, wie sie bemalt und tapeziert war, wann und vielleicht sogar von wem sie erstellt worden war. Wir wissen aber nicht, wann sich wer wie lange daran gestützt hat. Welche Worte drangen an die Wand, und von wem?

Wissen ist daher in der Nienetwiler Kultur nie fertig, nie ganz. Es fehlt immer ein Teil, und dieser Teil kann so oder so interpretiert oder so lange mit Bildern und Geschichten gefüllt werden, bis man mehr weiss. Zu keinem Zeitpunkt aber hätte es etwa ein Skandaj dabei belassen. Die Hinzugewinnung von Erkenntnis, sei sie auch noch so klein oder kurzfristig, gehört zum wesentlichen Kulturmerkmal der Nienetwiler Kultur, nämlich zum Sammeln, dazu.